Seit
Anfang des Jahres verschlägt es mich verstärkt ins schöne Oberösterreich. Nach
einer intensiven Eingewöhnungsphase möchte
ich hier nun einige meiner Entdeckungen vorstellen.
Zuerst
aber einige Worte zu Linz. „In Linz beginnt’s“
- soviel wusste ich. Die Linzertorte kommt aus Linz. Linz war Kulturhauptstadt. Linz eilt nicht der Ruf einer Schönheit voraus. Und: ich war bis 2012 noch nie in Linz. Und sowas
will eine Österreicherin sein? Schande! Beladen mit meinem von Vorurteilen
geprägten Linz-Bild begann ich also im Winter die Stadt kennenzulernen. Das ist
in unseren Breitengraden leider nie besonders vorteilhaft. Bangkok oder Havanna
im Winter mag ja ganz wunderbar sein, wenn alle bei Sonnenschein und 28°C im
Schatten vor sich hin frösteln. In Linz kriecht die feuchte Donau Kälte durch
die Jacke und der Nebel liegt über der Stadt. Das macht es schwer sie zu
lieben. 6 Monate später haben wir (Linz und ich) uns kennen gelernt und – wie soll
ich’s sagen – uns auch in einander verliebt. Mittlerweile fahre ich stolz und
erhobenen Hauptes nach Linz und schmettere mittleidige Bemerkungen „du Arme! Nach
Linz musst du?!?“ überzeugt ab. Ich weiß ja was ich an der Stadt habe. Linz ist
vielseitig, Linz bietet tonnenweise Kultur, die Linzer Donaupromenade ist
wunderschön, Linz ist umzingelt von großartigen Gegenden (Stichwort:
Mühlviertel) und die Linzer ähneln den Wienern (harte Schale, weicher Kern).
Kulinarisch
möchte ich der geneigten Leserschaft die folgenden vier Lokale ans Herz legen (falls sich Linz-Novizen unter Euch befinden):
Restaurant an der Donaulände, das im alten Salzamt untergebracht ist. Koch und Betreiber ist Georg Friedl. Herr Friedl ist Perfektionist: bei ihm ist alle regional und saisonal. (nicht nur das Essen, auch die Einrichtung) Und das ohne Ausnahme. So gut wie jede Position ist mit Lieferanten ausgewiesen (und nicht auf das aussagelose AMA Gütesiegel reduziert). Es gibt eine großartige Karte auf der sich auch ganz einfache Köstlichkeiten wie z.B. Leinölerdäpfel finden. Dazu täglich ein Mittagmenü. Hier habe ich den besten Kräutersalat (richtige Wiesenkräuter, nicht „Koriander, Schnittlauch, Petersilie, Minze“) meines kleinen Lebens gegessen. Dazu immer hausgebackenes Brot (das Leinölbrot finde ich köstlich). Aber eigentlich ist hier alle großartig und das bei ausgezeichnetem Preis-Leistungsverhältnis. Leider hat man nur zu Mittag offen. Das ist schade, aber zeigt die Konsequenz von Herrn Friedl. Unvergesslich der frisch gebackene Bauernkrapfen zur Nachspeise mit hausgemachter Marillen-Lavendel Marmealde. Wahnsinn!
Von Georg Friedl gibt es seit letztem Jahr ein gelungenes Kochbuch "Mühlviertler Küche", das mir sehr gut gefällt. Interessant für jene, die ursprüngliche Rezepte entdecken möchten.
Essigs
gibt es angeblich schon lange (also vor meiner Linz Zeit). Die Mär dazu lautet
ungefähr so: Das Ehepaar war unheimlich erfolgreich, dann hat es ihnen mit dem
ganzen Schischi (laut Duden schreibt man das so... schaut so falsch aus) gereicht. Sie haben umgebaut und wollten keine Gourmetküche mehr
machen. Der Plan ist schief gegangen, weil irgendwie kam wieder ganz tolle Küche
heraus. Ich liebe den Stil des Lokals. Es ist rund und unglaublich offen und
trotzdem ist man ganz privat. Einrichtung, Geschirr und Co sind mit viel Liebe
ausgewählt: Stoffe von Leitner (ach, wie schön ich die doch finde), teilweise
Geschirr von Feine Dinge, wunderhübsche Blumen. Das Essen ist nicht günstig,
und wirklich gut. Man wird freundlichst umsorgt. Ideal auch für ein
romantisches Tete-a-Tete (das ergibt sich bei meinen Linzbesuchen
bedauerlicherweise nie, weil der Tete für meinen Tete in Wien weilt).
Dieser
Inder scheint in Linz berühmt zu sein. Jedenfalls ist er immer (und ich meine
immer!) voll. Das Lokal ist besonders: nur am Abend offen, kein Zustelldienst, keine 300
Positionen umfassende Karte. Ungewöhnlich. Die freundliche Besitzer nimmt sich Zeit in indischem Oberösterreichisch mit jedem Gast zu sprechen und ihn engagiert zu beraten. Auch einem Plausch ist er nicht abgeneigt.
Die Karte ist übersichtlich und jedes (bisher probierte) Gericht war köstlich,
die Würzungen sind vielschichtig und – sehr erfreulich - man fühlt sich nachher angenehm leicht. Ich liebe den Gewürzreis und die vegetarischen Gerichte sind wunderbar. Am
besten man lässt sich beraten und gekonnt überreden, doch mal etwas anderes
auszuprobieren. (und ja, er ist teurer als das durchschnittliche indische Restaurant, aber auch wirklich ein Geschmackserlebnis) Unbedingt reservieren.
Bezaubernd sind „Die Donauwirtinnen“ in Alt-Urfahr. Ganz neu haben ein paar Mädls
einen alten Gasthof umgebaut und bieten jetzt urbanes Essen (auch vegetarisch
und vegan) in sehr angenehmer Atmosphäre an. Das Publikum scheint großteils aus
der kreativen Szene zu sein, den Gastgarten umschließen Pflanzen (die man wohl
als Guerilla Gardening bezeichnen dürfte), es gibt ein extrem gut klingendes
Mittagsmenü und sonst Flammkuchen (u.a. auch Vegan mit Linsen, oder aber
klassisch mit Speck und Zwiebeln etc.). Die Saftkarte ist fein ausgewählt.
Unter anderem bieten die Damen einen wunderbaren Isabella Traubensaft, aber auch
Marille, Zwetschke oder Apfel von kooperierenden Bauernhöfen. Selten so einen
charmanten Betrieb gesehen. Danach böte sich ein Spaziergang entlang der Donau
an.
Bäckermeister
Gragger ist ja mittlerweile auch in Wien zu finden. Er kommt aber eigentlich
aus Linz. Hat man wenig Zeit so bietet sich eine schnelle (und sehr gute Suppe)
mit einer Scheibe vom köstlichen Gragger Brot an!