Donnerstag, 2. Februar 2012

Hendl-Tagine mit Zitrone und Oliven

Liebe Leser! Aufgepasst! Dieses Rezept muss nachgekocht werden! Ihr wisst noch nicht was es diesen Sonntag geben soll? oder ihr müsst jemand ganz netten bekochen? es gibt etwas zu feiern? Voila!

Dieses Hendl ist ein Gedicht. Das Rezept kommt aus einem meiner Lieblingskochbücher "Arabesque" von Claudia Roden. Wie der Titel bereits vermuten lässt, dreht sich in diesem Kochbuch alles um die Küche Marokkos, des Libanons und der Türkei. Sehr schöne Bilder, gut erklärte Rezepte. Ich habe es bereits mehrmals von vorne bis hinten durchgelesen.
Das Gericht ist ein Klassiker der marokkanischen Küche und wird eigentlich in einer Tagine zubereitet. Dieses Kochgeschirr mit dem kegelförmigen Deckel. Ich besitze sogar so eine Tagine. Aber ich benutze sie eigentlich nie und nehme stattdessen einen Schmortopf (dicker Boden) oder einen ganz normalen großen Topf. Wichtig ist, dass er schön weit ist, damit ein Großteil der Zutaten direkt am Topfboden liegt.

Für dieses Rezept benötigt man eigentlich eingelegte Zitronen. Das sind Zitronen die mit Salz haltbar gemacht werden und so einen ganz eigenen Geschmack entwickeln. In Österreich sind sie echt schwer zu bekommen. Man kann sie aber einfach selbst zubereiten. Dazu folgt diese Woche noch ein Rezept. Hat man jetzt aber keine "richtigen" eingelegten Zitronen, so nimmt man einfach etwas frische Zitronenschale. Das ist zwar nicht dasselbe, aber das Gericht bekommt ein wunderbar zitroniges Aroma.
Für das Rezept keinesfalls nur Hühnerbrustfilet verwenden. Einfach beim Fleischer ein ganzes (glückliches) Hendl erwerben und gleich vor Ort in 7-8 Teile zerlegen lassen. (den Rücken mitnehmen, der ist gut für die Sauce).

Ok, jetzt suche ich nach Worten für das Photo. Ich sage nur: ich hatte Hunger, es musste schnell gehen. Und ja, Handykameras sind vielleicht nicht die beste Lösung. Aber, dafür wird dieses nach marokkanischer Art zubereitete Hendl auf einem original (und selbst importierten) marokkanischen Teller präsentiert. Das wiegt die Sache mit dem Photo wieder auf. Finde ich.


Hendl-Tagine mit Zitrone und Oliven
(für 4 Personen, Zubereitungszeit: 1h)
(nach "Arabesque" von Claudia Roden)


3 EL Olivenöl
2 Zwiebeln, ganz fein gehackt, oder gerieben
3 Knoblauchzehen, zerstoßen
1/2 TL Safran, im Mörser fein zerstoßen
1/4 TL gemahlener Ingwer
1 Hendl, zerteilt
Salz und frisch gemahlener Pfeffer
Saft von 1 Zitrone
2 EL Koriander, gehackt
2 EL Petersilie, gehackt
Schale von 2 kleinen eingelegten Zitronen (oder etwas Schale von einer unbehandelten Zitrone)
12-16 Oliven in Lake (falls sie sehr salzig sind bis zu eine Stunde wässern)

  • In einem großen Schmortopf, in dem alle Hendlteile nebeneinander Platz haben, das Öl erhitzen.
  • Zwiebel zugeben und bei schwacher Hitze anschwitzen bis sie weich werden. Dann den Knoblauch, den Safran und den Ingwer untermischen.
  • Die Hendlstücke einlegen, mit Salz und Pfeffer würzen und etwas 300 ml Wasser zugießen.
  • Unbedeckt köchlen lassen und die Fleischstücke regelmäßig wenden. (falls es zusehr einkocht, dann noch etwas Wasser zugießen)
  • Nach 20 Minuten die Filets herausnehmen und beiseitestellen.
  • Das restliche Fleisch weitere 25 Minuten garen und dann die Filets wieder einlegen.
  • Zitronensaft, Koriander, Petersilie, Zitronenschale und die Oliven untermengen und unbedeckt 5-10 Minuten köcheln lassen, bis die Sauce schön sämig ist.
  • Ist die Sauce immer noch zu dünn, die Hendlstücke herausnehmen, die Sauce weiter einkochen lassen und das Fleisch darin anschließen kurz wieder erhitzen.
Anmerkungen:
  • ich habe dieses Gericht mit gekochter Hirse serviert. Die Hirse hat einen guten Eigengeschmack und saugt die Sauce wunderbar auf.
  • ich habe der Sauce zum Schluss noch 200g Artischocken (aus dem Glas in Lake, Lake abgegossen und kurz unter Wasser abgespült) hinzugefügt.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Havanna

Havanna, das Paris der Karibik. Eine Stadt die viel Vergangenheit hat und sich die Zukunft erst erkämpfen muss. Koloniale Prunkstadt und Freihafen, dann Mafiahochburg und heute heruntergekommene Hauptstadt mit viel Charme längst vergangener Tage.

"La Habana" (wie sie eigentlich heißt) ist anders als das restliche Kuba. Man spürt, dass hier der Kampf ums Überleben härter ist, als in kleineren Städten oder am Land. Die Straßenverkäufer sind hartnäckiger, die Gassen schmutziger, alles teurer und der Verfall so offensichtlich wie nirgendwo sonst. Eine wilde Melange aus karibischer Ungezwungenheit, bröckelnden Prunkbauten, kommunistischen bauwerklichen Machtbekundungen und natürlich dieses besondere Flair, das jeder Hafenstadt innewohnt. In manchen Vierteln (vor allem in touristischen) wird emsigst renoviert. In den meisten Gegenden aber schreitet der Verfall ungebremst voran. Es fällt schwer abzugrenzen, ob von Sanierung oder Neubau zu sprechen ist, wenn von einem Gebäude nur noch die Fassade steht. Die Renovierung in von Touristen stark frequentierten Gegenden erinnert in manchen Straßen ein wenig an Disneyland. So unwirklich perfekt. Die Bevölkerung scheint von diesen Verbesserungen nur begrenzt zu profitieren.

Trotz oder gerde wegen aller Widrigkeiten nimmt einen Havanna ein. Die (teilweise unfreiwillige) Entspanntheit der Menschen steckt an. Hier ist noch Zeit zu Mittag an einem Wochentag mit Freunden im Hauseingang zu sitzen, eine Zigarre zu rauchen und zu tratschen. Männer treffen sich gemütlich am Nachmittag um das Auto des Nachbarn gemeinsam zu reparieren. Hier freut sich der Gastgeber diebisch, wenn er aus irgendeiner Quelle an holländischen Gouda gekommen ist und ihn wie eine Trophäe seinen Gästen präsentieren kann. Man hat nicht viel und so wird nichts verschwendet, sondern alles verwendet, bis nichts mehr übrig ist.


Wasserkanister auf jedem Dach

im Coco Taxi über den Malecón düsen

auf dem Malecón

Propaganda in Vedado

das berühmteste Eisgeschäft Cubas

auf dem Bauernmarkt

staatliches Geschäft

der große Friedhof von Havanna - "Necropolis Cristobal Colon"



Bestattungswagen (ebenfalls aus den 50ern)

Propaganda überall

Kellner entspannen vor einem Cafe auf der Plaza de la Catedral

pompös ausgestattete Kirche "Iglesia de la Merced"

Halle des Hauptbahnhof

Alltag

staatliche Lebensmittelgeschäfte - das Angebot ist übersichtlich

die berühmte Bodeguita del Medio - Mojito rulez!

Blick in Richtung Hafen

von wegen "kleine Inselhauptstadt"

alter Glanz mit viel Leben

Büro Fassade

Gran Teatro de la Habana - die Oper von Havanna (und Links ein Spitzerl vom Kapitol)